Gerhard Kremer 21. Januar 2019

Neuer Artikel zur Visualisierung von Figurennetzwerken

Der unter Tools und Demos von der Fachgruppe Visualisierung vorgestellte Ansatz zum „Visuellen Vergleich von Netzwerken“ wurde zur Präsentation auf der PacificVis-Konferenz (23.-26. April in Bangkok) angenommen.

Figurenbeziehungen in unterschiedlichen Textpassagen

Der Ansatz erlaubt die Analyse der Entwicklung, welche die Figuren eines Erzähltextes und deren Beziehungen über den Lauf einer Handlung nehmen. Hierzu können Graphen, welche die Figurenkonstellationen in mehreren, unterschiedlichen Textpassagen repräsentieren, in einer Reihe von visuellen Repräsentationsformen miteinander verglichen werden. Die Textpassagen selbst werden mit diesen Visualisierungen verschränkt und erlauben die Betrachtung der Figurennennungen in ihrem jeweiligen textuellen Umfeld. Beziehungen zwischen Figuren lassen sich auf Wunsch durch eine Zusammenfassung dieses Umfelds näher charakterisieren. Durch Interaktion mit den Visualisierungen lassen sich die Elemente von Graphen großer, mannigfach verknüpfter Figurenbestände derart filtern und fokussieren, dass die jeweils interessierenden Teilstrukturen augenfällig zu Tage treten.

Graph von Figurenbeziehungen mit fokussierter Teilstruktur

In zwei Anwendungsszenarien wurde demonstriert, wie sich mit unserem Ansatz eine Reihe typischer literaturwissenschaftlicher Analyseaufgaben angehen ließe. Textgrundlage der Szenarien bildeten ein mit automatisch extrahierten Figurenkonstellationen angereicherter Roman in modernem Englisch sowie ein mittelhochdeutscher Text, in welchem die Figuren manuell annotiert worden waren. Die an diesen Texten demonstrierten Aufgaben umfassten:

  • Bereinigung von Fehlern des automatischen Extraktionsverfahrens.
  • Rasche Erschließung der Charakteristika einer Figur und ihrer Funktion im Handlungsgefüge.
  • Erkennen von Figurengruppen, die vornehmlich in einer der selegierten Passagen vorkommen sowie von zentralen „Brückenfiguren“, welche diese Gruppen miteinander verbinden.
  • Charakterisierung der Beziehungen, die zentrale Figuren mit anderen unterhalten.
  • Nachweis der Hypothese, dass der Figurengraph sich über den Lauf einer Serie von Passagen stark verändert.
  • Nachweis der Hypothese, dass diese sukzessiven Konstellationen nur über einige wenige, zentrale Charaktere verbunden sind.

Der Artikel von Markus John, Martin Baumann, David Schuetz, Steffen Koch und Thomas Ertl erscheint unter dem Titel „A Visual Approach for the Comparative Analysis of Character Networks in Narrative Texts“.