Sarah Schulz 22. Februar 2017

CRETA bei der DHd 2017 in Bern

Unter dem Thema „Digitale Nachhaltigkeit“ fand vom 13. – 17. Februar 2017 an der Universität Bern die 4. Tagung des Verbands „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V.“ statt. In verschiedenen Formaten und unter verschiedenen Gesichtspunkten wurde in acht Workshops, zwölf Vortragsslots, acht Panels, drei Keynotes und diversen Postern das Tagungsthema diskutiert. Dabei ging es u.a. um digitale Editionen, Visualisierung und Modellierung sowie um den Erhalt digitaler Daten, deren Repräsentation und Kompatibilität.

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Für uns begann die Woche Dienstagmorgen mit dem von uns mitorganisierten Workshop CUTE (CRETA Unshared Task zu Entitätenreferenzen). Bei diesem wurden andere Forschungsgruppen dazu aufgefordert, sich mit Bezug zu ihren eigenen Forschungsfragen mit dem im Rahmen des Projekts entstandenen Datensatz zu Entitäten in unterschiedlichen Textsorten zu beschäftigen. Hervorzuheben war die Heterogenität unserer Daten, die sowohl aus den Sozialwissenschaften als auch aus der älteren und neueren Literaturwissenschaft stammen. Im Workshop wurde das Konzept von Entitäten als ein textübergreifender Baustein vorgestellt, das dem Textverständnis dient und für forschungsspezifische Fragestellungen anschlussfähig ist. Trotz geringer Beteiligung am Unshared Task fand der Workshop bei den Teilnehmern vor Ort regen Anklang.

Am Donnerstag ging es im Vortrag von Gabriel Viehhauser und Florian Barth um eine spezifische Entität: die digitale Modellierung des Raums. Es wurden erste Ergebnisse zur Operationalisierung des Raumkonzepts in literarischen Texten vorgestellt und netzwerkgraphisch visualisiert.

Am Nachmittag diskutierten Nils Reiter und Marcus Willand gemeinsam mit Peer Trilcke, Frank Fischer, Nanette Rißler-Pipka und Christof Schöch über Methoden der quantitativen Dramenanalyse. Es wurden drei verschiedene Ansätze präsentiert und in einer Podiumsdiskussion reflektiert. Dabei wurde einerseits die Beziehung zwischen dem literaturwissenschaftlichen Gegenstand und der computergestützten Methode, andererseits unter dem Stichwort der Inter-Interpretabilität die Zusammenführung der verschiedenen Ansätze thematisiert, wobei sich die institutsübergreifende Kollaborationsbereitschaft zeigte. Auch das Leitthema der DHd fand Eingang in die Diskussion, indem anhand von Fragen nach Standardformaten und Dokumentationen Möglichkeiten der Nachhaltigkeit besprochen wurden.

Zu guter Letzt stellten wir am Freitagmorgen unseren PoS-Tagger für „das“ Mittelhochdeutsche vor. Für das Training eines Modells für den TreeTagger mussten zunächst semi-automatisch Daten erstellt werden, wofür wir auf die Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank zurückgreifen konnten. Die Daten, die uns von Forschern aus Salzburg zur Verfügung gestellt wurden, sind teils manuell, teils automatisch mit PoS-Tags ausgezeichnet worden, um dann als Trainingsmaterial für ein mittelhochdeutsches Taggermodell zu dienen. Ein sehr interessiertes Publikum gab positive Rückmeldung: Es sei an der Zeit gewesen, diese Lücke für mittelhochdeutsche Texte zu schließen. Die Verfügbarkeit eines wichtigen Vorverarbeitungswerkzeugs als Grundlage für weiterführende automatische Analysen wird zukünftig die Möglichkeiten digitaler Methoden auch im Kontext der Mediävistik positiv prägen können.

Die fast schon familiäre Atmosphäre der Tagung lud zum Austausch mit Wissenschaftlern nicht nur aus der eigenen Forschungsrichtung ein, sondern förderte auch den interdisziplinären Kontakt. Denn zuletzt beschäftigten sich alle Teilnehmer mit Möglichkeiten der Konservierung von Daten, Standardisierung von Formaten und der Frage, wie sich Kollaborationen langfristig bewähren können. So zog sich das Thema der Nachhaltigkeit nicht nur durch das Programm, sondern gab auch Anlass zur kritischen Reflektion der Disziplin, womit sich bereits erste Anklänge zum Thema der 5. DHd-Tagung „Kritik der digitalen Vernunft“ im Jahr 2018 in Köln andeuteten.

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Wir danken für die finanzielle Unterstützung in Form eines Reisestipendiums ermöglicht von der Dürrmüller-Bol-Stiftung.

Von Nora Echelmeyer und Sarah Schulz